Wann kann man die Kosten einer Zweitwohnung steuerlich absetzen?

Es gibt mehrere mögliche Gründe für eine Zweitwohnung. Wenn ein Arbeitnehmer in eine andere Stadt versetzt wird oder nur dort eine neue Stelle findet, kann er nicht immer einfach umziehen. Vielleicht hat er am ursprünglichen Wohnort gerade ein Haus gebaut, eine Wohnung gekauft, und seine Kinder gehen dort zur Schule. Dann ist eine Zweitwohnung am Arbeitsort die beste Lösung. Oder, umgekehrt: Jemand hat bisher in einer kleinen Wohnung gelebt und nun an einem anderen Ort "Familienanschluss" gefunden. Der bisherige Erstwohnsitz am Arbeitsort wird nun zum Zweitwohnsitz.

Die Kosten für eine beruflich veranlasste Zweitwohnung am Arbeitsort sind als Werbungskosten von der Steuer absetzbar, wenn sich der Lebensmittelpunkt des Arbeitnehmers weiter am Ort seiner Hauptwohnung befindet.

Ein Erlass des Bundesfinanzministeriums (BMF-Schreiben vom 25.11.2020, Az. IV C 5 - S 2353/19/10011) hat hier einige neue Regeln festgelegt:

- Eine Fahrtzeit von einer Stunde (eine Strecke) von der Hauptwohnung zur Arbeitsstelle ist dem Steuerzahler zumutbar und rechtfertigt noch keine Zweitwohnung.
- Hauptwohnung und Arbeitsstelle dürfen nicht im gleichen Ort liegen. Davon geht man aus, wenn die Entfernung über 50 Kilometer beträgt.
- Die Entfernung von der Zweitwohnung zur Arbeit sollte unter 50 Kilometer betragen. Ansonsten ist zu prüfen, ob die Anfahrt von der Hauptwohnung aus vielleicht doch zumutbar wäre.

Allerdings dürfen die Finanzämter laut Bundesfinanzministerium aus Vereinfachungsgründen von einer beruflichen Veranlassung der Zweiwohnung ausgehen, wenn

- die kürzeste Straßenverbindung von der Zweitwohnung zur Arbeit weniger als die Hälfte der kürzesten Straßenverbindung zwischen der Hauptwohnung und der Arbeit beträgt oder
- die Fahrtzeit zur Arbeit für eine Wegstrecke halbiert wird.

Fallen Kosten für eine beruflich erforderliche Zweitwohnung an, spricht man steuerlich von den Aufwendungen für eine "doppelte Haushaltsführung." Absetzbar sind grundsätzlich:

- Miete,
- Betriebskosten,
- Kosten der laufenden Reinigung und Pflege der Zweitwohnung oder -unterkunft,
- Zweitwohnungssteuer,
- Miet- oder Pachtgebühren für Kfz-Stellplätze.

Als Unterkunftskosten für eine doppelte Haushaltsführung können nach § 9 Abs. 1 Nr. 5 EStG höchstens 1.000 Euro im Monat abgesetzt werden.

Der Rundfunkbeitrag ist nicht mehr absetzbar, da man sich vom Rundfunkbeitrag für eine Zweitwohnung befreien lassen kann (Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 18.7.2018, Az. 1 BvR 1675/16).

Der Höchstbetrag von 1.000 Euro umfasst nicht Hausrat, Einrichtungsgegenstände oder Arbeitsmittel, mit denen die Zweitwohnung ausgestattet ist. Diese können bis zur Höchstgrenze von 5.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer als sonstige notwendige Mehraufwendungen für die doppelte Haushaltsführung abgesetzt werden.

Bei doppelter Haushaltsführung können Arbeitnehmer auch eine Verpflegungspauschale nach § 9 Abs. 4a EStG geltend machen: In den ersten drei Monaten kann für jeden Kalendertag, den der Arbeitnehmer sich am Beschäftigungsort und damit fern seines Lebensmittelpunktes aufhält, eine Verpflegungspauschale abgesetzt werden. Diese beträgt bei ganzen Tagen 28 Euro pro Tag und jeweils 14 Euro für den An- und Abreisetag.

Für Fahrten vom Arbeitsort (Zweitwohnung) zur Hauptwohnung, sogenannte Familienheimfahrten, können auch Fahrtkosten abgesetzt werden. Absetzbar ist jedoch nur eine Familienheimfahrt pro Woche. Hier kommt die Entfernungspauschale von 30 Cent pro Kilometer zur Anwendung.

Für die Veranlagungszeiträume 2021 bis 2026 gibt es allerdings mehr Geld: Hier beträgt die Entfernungspauschale für jeden vollen Kilometer der ersten 20 Kilometer der Entfernung 30 Cent und für jeden weiteren vollen Kilometer

- 35 Cent für 2021,
- 38 Cent für 2022 bis 2026.

Seit dem Jahr 2014 gilt: Mieter einer Zweitwohnung müssen zumindest zehn Prozent der laufenden Kosten (Miete, Betriebskosten) am Hauptwohnsitz tatsächlich bezahlen. Ansonsten wird angenommen, dass dort nicht der Lebensmittelpunkt liegt. Wer also am Hauptwohnsitz nichts für seine Unterkunft bezahlt (weil er zum Beispiel dort im Haus seiner Eltern lebt) kann einen Zweitwohnsitz nicht steuerlich geltend machen.

Am Hauptwohnsitz muss ein eigener Hausstand unterhalten werden. Ein Zimmer im Haus der Eltern ist kein eigener Hausstand, eine Wohnung im Haus der Eltern schon.

Der Bundesfinanzhof in München hat entschieden, dass auch bei einem privaten Wegzug von der bisherigen Hauptwohnung eine doppelte Haushaltsführung vorliegen kann. Dies soll zum Beispiel der Fall sein, wenn der Arbeitnehmer heiratet, nun in einer anderen Stadt seine Familie und seinen Hauptwohnsitz hat, aber während der Woche zum Arbeiten in seiner alten Wohnung lebt. Dadurch verwandelt sich diese in einen Zweitwohnsitz (Beschluss vom 8.10.2014, Az. VI R 7/13). Nach diesem Urteil beginnt die Dreimonatsfrist für die Verpflegungs-Mehraufwendungen im Moment der "Umwidmung" der bisherigen Hauptwohnung in eine Zweitwohnung zu laufen.

Das Finanzgericht Münster entschied sich 2013 gegen die Anerkennung einer doppelten Haushaltsführung, weil in der Wohnung am Arbeitsort auch noch die erwachsene, zum Unterhalt berechtigte Tochter der Mieter lebte. Damit handelte es sich nicht mehr um eine beruflich veranlasste Zweitwohnung und die Mieter mussten die Kosten dafür selbst tragen (Az. 14 K 1196/10).

Viele Gemeinden erheben auf Zweitwohnungen eine Zweitwohnungssteuer. Wird die Zweitwohnung aus beruflichen Gründen unterhalten, kann die Zweitwohnungssteuer jedoch wiederum im Rahmen der Werbungskosten selbst abgesetzt werden.

Das Thema steuerliche Absetzbarkeit der Kosten einer Zweitwohnung spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn diese aus beruflichen Gründen genutzt wird. Ein Anwalt für Steuerrecht kann Ihnen Ihre Fragen zum Thema Zweitwohnung kompetent beantworten.