Checkliste zum Gebrauchtwagenkauf

22.07.2024, Redaktion Anwalt-Suchservice
Autoverkäufer,Käuferin,Check,Mängel Bei einem Autokauf sollte man genau hinsehen - hier einige Tipps. © - freepik

Jedes Jahr wechseln viele Gebrauchtwagen den Besitzer. Damit auf den Autokauf kein böses Erwachen folgt, haben wir hier eine Checkliste für den Gebrauchtwagenkauf zusammengestellt.

Wenn die Entscheidung gefallen ist, ein gebrauchtes Fahrzeug zu erwerben, steht die Entscheidung an, wo man es am besten kauft. Der Kauf eines gebrauchten Autos beim Autohändler hat den Vorteil, dass der Händler gesetzlich verpflichtet ist, zumindest ein Jahr lang für mögliche Sachmängel am Fahrzeug einzustehen. Allerdings kennen Händler auch viele Tricks, um das Fahrzeug "aufzuhübschen" oder um die Gewährleistung zu umgehen. Rechtliche Ansprüche nutzen dem Kunden nur dann etwas, wenn er auch bereit ist, diese einzuklagen. Näheres zum Gebrauchtwagenkauf erfahren Sie hier:
Gebrauchtwagenkauf – welche Rechte hat der Käufer?

Privatpersonen können die Sachmängelhaftung komplett ausschließen, wenn sie ihr Auto verkaufen. Auch hier sollten Autokäufer gut auf den Zustand des Autos achten. Anzuraten ist ein schriftlicher Kaufvertrag, etwa ein Musterformular von einem der Automobilclubs. Übrigens: Wenn ein Händler ein Auto "im Kundenauftrag" verkauft, ist dies rechtlich ein Kauf von privat.

1. Fahrzeugpapiere kontrollieren!


Die Angaben auf den beiden Zulassungsbescheinigungen - früher Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief - müssen übereinstimmen und sich mit dem Fahrzeug decken. Dazu gehört die 17-stellige Fahrzeug-Identifikationsnummer. Auch die Erstzulassung und damit das Alter des Fahrzeugs ergibt sich aus den Fahrzeugpapieren.

2. Verkäufer = Eigentümer?


Es empfiehlt sich, darauf zu achten, dass der Verkäufer tatsächlich der Eigentümer des Autos ist. Dies ergibt sich ggf. durch einen Vergleich von Personalausweis und Fahrzeugpapieren. Vorsicht: Gerade bei Wohnmobilen kommt es häufig vor, dass Betrüger Mietfahrzeuge mieten, diese nicht zurückbringen und auf einem öffentlichen Parkplatz an nichts ahnende Privatleute verkaufen. Oft werden hier gefälschte Ausweise genutzt. Fehlende Fahrzeugpapiere oder Schlüssel oder mangelnde Sprachkenntnisse bei angeblich gebürtigen Deutschen sollten für Misstrauen sorgen.

3. Serviceheft anschauen!


Sämtliche durchgeführten Inspektionen sind im Serviceheft vermerkt. Ein guter Hinweis auf regelmäßige Pflege, aber meist nur bei neueren Fahrzeugen vorhanden.

4. Probefahrt machen!


Der Zustand des Autos lässt sich bei einer Probefahrt gut überprüfen. Das Fahrzeug sollte sofort anspringen. Die Bremsen müssen exakt funktionieren. Die Lenkung sollte bei stärkerem Bremsen nicht zu einer Seite ziehen. Aber: Achten Sie bei Bremsversuchen darauf, dass Sie kein anderes Fahrzeug hinter sich haben! Lassen Sie das Radio aus und achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche. Das Getriebe sollte leicht und exakt schalten.

5. Elektrische Helferlein prüfen


Bei oder vor der Probefahrt empfiehlt es sich, auch alle elektrischen Helfer im Auto auf korrekte Funktion zu prüfen: Zum Beispiel die Zentralverriegelung, die Innenbeleuchtung, Klimaanlage, Lüftung, Heckscheibenheizung, Sitzverstellung, Spiegelverstellung, Radio, Navi und was es sonst eben gibt.

6. Kühlflüssigkeit prüfen


Auch ein Blick in den Motorraum empfiehlt sich. Der Stand der Kühlflüssigkeit sollte auf der entsprechenden Markierung stehen. Die Flüssigkeit ist farbig. Schraubt man den Deckel des Behälters ab, sollte sie nicht verunreinigt wirken. Enthält sie Motoröl, deutet dies auf eine defekte Zylinderkopfdichtung hin. Das kann teuer werden! Auch heller Schaum am geöffneten Öldeckel des Motors deutet auf diesen Defekt hin. Vorsicht: Solche Tests nur bei kaltem Motor vor der Probefahrt machen - das Kühlsystem steht unter Druck, es herrscht Verbrühungsgefahr.

7. Blech und Lack checken


Gibt es sichtbare Blechschäden? Geringe Schäden sind Argumente für die Preisverhandlung. Sieht der Lack ungleichmäßig aus, gibt es in hellem Sonnenschein Farbunterschiede zwischen verschiedenen Bereichen? Dann wurde vielleicht ein Teil nachlackiert - womöglich nach einem Unfall. Obendrein sollte man auf die Spaltmaße achten, also auf die Lücken zwischen den einzelnen Teilen der Karosserie. Diese sollten idealerweise auf beiden Seiten des Fahrzeugs übereinstimmen und nicht unsymmetrisch sein. Es schadet übrigens auch nicht, alle Türen mal zu öffnen und in den Kofferraum zu schauen. Auch Scharniere und Schlösser können defekt sein.

8. Reifen prüfen


Das Reifenprofil sollte zumindest 3 Millimeter bei Sommerreifen und vier Millimeter bei Winter- und Ganzjahresreifen betragen. Dies empfiehlt jedenfalls der ADAC im Interesse Ihrer Sicherheit. Die vorgeschriebene Mindest-Profiltiefe sind 1,6 mm. Achten Sie auch darauf, ob die Reifen porös wirken. Deren Alter können Sie an der seitlich aufgeprägten vierstelligen DOT-Nummer ablesen. DOT 1915 bedeutet: Produziert in der 19. Kalenderwoche 2015.

9. Ölwechselschild prüfen


Beim Ölwechsel befestigen Werkstätten ein Pappschild am Ölmessstab bzw. am Motor. Darauf sind das Datum und der Kilometerstand beim letzten Ölwechsel verzeichnet, ebenso wie die verwendete Ölsorte. Dies verrät Ihnen nicht nur, ob das Auto regelmäßig gewartet wurde. Es gibt Ihnen auch die Möglichkeit, den Kilometerstand mit dem Tacho zu vergleichen. Derjenige auf dem Tacho sollte nicht niedriger sein! Dann wurde manipuliert.

10. Motorzustand prüfen: Rost und Gammel?


Auch bei einem älteren Auto muss der Motorraum nicht zwingend von Rost und Gammel geprägt sein. Sein Zustand sagt einiges über die Pflege aus. Gibt es Spuren von heruntergelaufenem Öl? Ist der Keilriemen locker oder porös? Verrottete elektrische Anschlüsse und rissige Schläuche werden später Probleme bereiten. Allerdings kann ein blitzblanker, staubfreier und frisch gereinigter Motor auch Anlass für Zweifel bieten, besonders bei einem Händler: Womöglich sollte eine schnelle Motorwäsche vor dem Verkauf helfen, Mängel zu verbergen.

11. Blick unters Auto!


Ein Blick unters Auto, am besten mit Wagenheber und Taschenlampe, ist immer zu empfehlen. Ist der Unterboden stark verrostet, hat der Auspuff Löcher, tropft Öl von Motor oder Getriebe? Tropft Kühlflüssigkeit aus dem Kühlsystem? Beliebte Roststellen bei vielen Autos sind die Schweller unterhalb des Türeinstiegs und die Radläufe.

12. Inneneinrichtung trocken?


Teppiche und Polster sollten trocken sein. Wenn sie feucht sind, ist vielleicht etwas undicht - etwa das Schiebedach. Ein nasser Teppich im Fahrer- oder Beifahrerfußraum kann auf einen undichten Heizungswärmetauscher hindeuten. Dieser ist meist hinter dem Armaturenbrett angebracht und sein Austausch ist aufwändig. Ein weiteres Anzeichen dafür ist ein chemischer Geruch nach Kühlmittel.

13. Schadstoffplakette und Schadstoffklasse


Der Verkäufer sollte korrekte Angaben zur Schadstoffklasse machen. Die grüne Feinstaubplakette mit der Zahl 4 an der Windschutzscheibe bedeutet nicht, dass das Fahrzeug Schadstoffklasse Euro 4 hat - auch wenn dies mancher Händler in seinen Anzeigen einfach behauptet. Tatsächlich hat beides nichts miteinander zu tun. Die Zahl auf der Plakette bezieht sich auf die Schadstoffgruppe der Umweltzonen. Die für die Kfz-Steuer wichtige Schadstoffklasse lässt sich anhand der Schlüsselnummer im Fahrzeugschein mit entsprechenden Tabellen feststellen. Diese gibt es online, zum Beispiel beim ADAC.

14. Kaufberatung im Internet suchen


Online lässt sich für viele Fahrzeugtypen eine Kaufberatung finden, zum Teil auf den Seiten von Autozeitschriften oder in Markenforen. Dort können Sie sich über typische Mängel oder Schwachstellen dieses Fahrzeugs informieren und erfahren, worauf Sie besonders achten sollten.

Praxistipp zum Gebrauchtwagenkauf


Wenn es trotz aller Vorsicht zum Streit mit dem Verkäufer kommt, kann ein Fachanwalt für Verkehrsrecht Ihnen mit Rat und Prozessvertretung zur Seite stehen.

(Ma)


 Ulf Matzen
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